Offener Aufruf 2026
IM FALL DES VERFALLS (WIDERHALL)
Offener Aufruf zur Projekteinreichung bis Freitag, 15. Dezember 2025
Die ausgewählten Projekte der WIENWOCHE 2025 finden von 11. bis 20. September 2026 statt.

Indigene Astronom*innen und Sterngucker*innen aus aller Welt haben vor dem Eintreffen eines Kometen gewarnt, der groß genug ist, um die gesamte Stadt Wien zu zerstören. Sein Aufprall wird für September 2026 vorhergesagt – der genaue Zeitpunkt ist derzeit noch unbekannt. In Erwartung des Einschlags – real oder metaphorisch – richtet die künstlerische und aktivistische Initiative WIENWOCHE ihre Ressourcen für 2026 bereits auf Projekte aus, die dem physischen, existentiellen und politischen Zerfall der Stadt Wien in diesem ZEITALTER DES DESCENT (ausgesprochen DISSENT) entgegentreten.
Was charakterisiert den Wiener „VERFALL“
Im Jahr 2026 ist Wien für Träumer*innen und Macher*innen unbewohnbar und unerträglich geworden. Im kulturellen und politischen Bereich wurden Machtverhältnisse reproduziert, unter dem Vorwand des Schutzes der Wiener Bevölkerung vor ihrer dunklen faschistischen Vergangenheit: Progressive, kritische künstlerische und wissenschaftliche Forschung wird angesichts widersprüchlicher Diversitäts- und Inklusionspolitik zensiert und eingeschränkt. Museen kapern Basisinitiativen und geistliche Kulturen, um sie als ihre eigenen zu behaupten, und Galerien und Kunstsammler*innen begehren marginalisierte Gruppen/Körper als Ware, während sie diese in apathischen Programmen symbolisch vereinnahmen. Der Archetyp der Aktivist*in wird als extremistisch bezeichnet, während sie sich selbst erschöpft fühlen und voreingenommene und veraltete Medienhäuser die Nachrichten als Wahrheit darstellen.
Gleichzeitig ist dies ein Zeitalter der zivilen Verantwortung und Empörung: Informierte, dissidente Stimmen werden selbst angesichts der Unterdrückung lauter, und die Mutigen werden zugleich bestraft und gefeiert in einer verwirrenden Schwankung zwischen institutioneller Opression und ziviler Unterstützung, Kritik und Überprüfung.
Während diese Stadt und viele andere auf den VERFALL zusteuern, fordern wir die dissidenten Stimmen (WIDERHALL) auf, sich zu erheben!
Aufruf zum Handeln!
Mit IM FALL DES VERFALLS (WIDERHALL) sucht die WIENWOCHE nach künstlerischen/künstlerisch-forscherischen Projekten, welche soziale Wirkung und Aktivismus in den Vordergrund stellen und sich mit dem (Neu-)Aufbau der Welt/Stadt im konzeptionellen und/oder materiellen Sinne befassen. Welche Ideen, Initiativen und Ideologien sollten in den Vordergrund gestellt werden, angesichts des Kollapses Wiens? Was tragen wir in der Zukunft? Was lassen wir los, und was denken wir neu? Die WIENWOCHE sucht insbesondere nach Projekten, die neue Visionen für die Stadt als urbane und zivile Struktur vorschlagen. Was ist eigentlich eine Stadt? Was macht Wien zu der Stadt, die sie ist? Und was könnte eine Stadt sein, wenn sie Care, Solidarität und Pluralität, statt Progress, Profit und Produktivität priorisieren würde? Was könnte eine Stadt schaffen, wenn sie alle als gleichberechtigte (Stadt)Bürger*innen sehen und inkludieren würde?
Bevorzugt werden Bewerbungen, welche diese Ziele verfolgen:
Aufbauen
- Welten wiederaufbauen und Städte über-/neudenken: Stellt euch Wien von Grund auf neu vor – neue kunstorientierte Wege für ein gemeinsames Leben, neue Architekturen von Care, neue Solidaritäten.
Brücken schlagen
- Bildet ungewöhnliche Allianzen, indem ihr Kooperationen über Grenzen hinweg sucht, die sonst selten überschritten werden: Künstler*innen mit Handarbeiter*innen (Bauwesen, Maschinenbau, Landwirtschaft, Textilindustrie, Abfallwirtschaft, Transport und Lieferung), Migrant*innen mit künstlerischen, zivilgesellschaftlichen oder wissenschaftlichen Einrichtungen (Museen, Theater, Forschungslabore, andere städtische Projekte/Einrichtungen), traditionelles Handwerk mit digitalem Code.
Dissension
- Seht VERFALL als eine Möglichkeit und WIDERHALL als Mittel zum Erschaffen und Erfinden. Zeigt uns, wie Dissens durch jenes künstlerische Medium ausgedrückt werden kann, welches mit euch und eurem Projektvorhaben resoniert.
Wieder-erschaffen/Wieder-kreieren
- Verbindet Theorie und Praxis, Handwerk und Vorstellungskraft, kollektive Ethik und Alltags-Know-how – und bietet Alternativen zu den kapitalistischen Konzepten von Profit und Produktivität.
Das künstlerische Konzept 2026 ist zum Teil von der Kurzgeschichte „The Comet“ vom Autor, Soziologe und Aktivisten W. E. B. Dubois inspiriert, eines der frühesten aufgezeichneten Beispiele eines afrofuturistischen Werkes.
Hard facts
Abgabetermin: Freitag, 15. Dezember 2025
Die ausgewählten Projekte der WIENWOCHE 2026 finden vom 11. bis 20. September 2026 statt.
Bitte senden Sie uns:
- Projektbeschreibung (max.1 A4-Seite), Profile der Teilnehmer*innen und deren Aufgaben im Team
- Informationen über die Orte und Räume, die ihr bereits für eure Projekte ins Auge gefasst habt
- Benennung der Zielgruppen und Communities, die angesprochen werden, und wie diese mit dem Projekt erreicht werden können
- Kalkulationen (Bitte das Formular BUDGET ausfüllen.)
- Visuelles Material
Sprachen: Deutsch, Englisch (Wenn die Bewerbung in anderen Sprachen eingereicht wird, bitten wir um kurze Vorabbenachrichtigung. Unser Team spricht auch Türkisch und BKS.)
Was wir suchen
- Hybride Formate zwischen politischem Handeln und künstlerischer Arbeit, Diskurs- und Wissensproduktion
- Zusammenarbeit von Aktivistinnen/Künstlerinnen/Artivist*innen; Kooperationen zwischen verschiedenen Initiativen/Aktionsgruppen; transdisziplinäre (künstlerische) Forschungsteams
- Gemeinschaftsprojekte; respektvoller, fürsorglicher und partizipativer Austausch mit lokalen Gemeinschaften
- Projekte, die das Potenzial haben, für die Gemeinschaften relevante Infrastrukturen zu schaffen
- Projekte in nicht institutionellen, Off- und Alternativräumen, öffentlichen Räumen; Projekte, die institutionelle Präsentationen herausfordern/hinterfragen
- Projekte, die sich auf spezifische Orte von historischer und kultureller Bedeutung in Wien beziehen
- Projekte, die das Engagement und Werk anderer Initiativen respektieren und weiter ausbauen
Wer kann sich bewerben?
- Kollektive, Aktionsgruppen und kooperierende Einzelpersonen
- Alle, die ihren Lebensschwerpunkt in Wien haben
- Projekte mit einem Budget zwischen 15.000 und 20.000 EUR
Wie wir arbeiten
- Die WIENWOCHE schafft einen Rahmen mit vorgeschlagenen Fristen und Anforderungen.
- Die Projekte müssen die vom Festivalteam vorgeschlagenen Fristen einhalten.
- Es werden drei Treffen mit allen ausgewählten Projekten und dem WIENWOCHE-Team stattfinden. Individuelle Treffen sind je nach Bedarf und Klarheit des Projekts möglich.
- Die künstlerische Leitung der WIENWOCHE wird mit den Projekten an deren Konzept, Budget, Formaten und Locations arbeiten und sich mit ihnen austauschen. Die Projekte sind offen für Vorschläge, Diskussionen und weitere Kooperationen.
- Die Projekte sind offen für Terminvorschläge der künstlerischen Leitung in Bezug auf das Festivalprogramm und die Anzahl der geplanten Veranstaltungen.
- Die Projekte stellen ihr eigenes Team für Konzeption/Redaktion, Presse/soziale Medien, Produktion und Finanzen zusammen und geben die Namen im Budgetvorschlag an.
- Die Projekte bewerben ihre Veranstaltungen und nehmen an allen relevanten Austausch- und Festivalprogrammen teil.
- Die WIENWOCHE wird ökologisch nachhaltige Events durchführen und bittet euch, die Kriterien auf der folgenden Website zu überprüfen: https://www.oekoevent.at/.
Infoveranstaltung zum Open Call
Eine Offene Online-Informationsveranstaltung zum Open Call findet in der Zeit zwischen November und Dezember 2025 statt. Weitere Details folgen.
Auswahlverfahren
- Die Projekte werden von einer Jury (drei externe Mitglieder, künstlerische Leitung und Vorstand) ausgewählt.Die Informationen über die öffentliche Jurysitzung werden an alle vorausgewählten Projekte weitergegeben. Die Veranstaltung konzentriert sich auf das Festival potentiell interessante Projekte.Nach der Vorauswahl führt das WIENWOCHE-Team Interviews mit den umsetzbaren Projekten durch.
Öffentliche Jurysitzung
Termine
Januar 2026 (TBA)
Externer Beirat
Suzanna Futterknecht ist Projekt-, Kultur- und Ausstellungsmanagerin mit Schwerpunkt auf Projektkonzeption, Kommunikation und partizipativen Formaten. Umfassende Erfahrungen sammelte sie unter anderem am MAK – Museum für angewandte Kunst Wien sowie bei art:phalanx, einer Agentur für Kunst und Kommunikation. Seit 2025 ist sie Projektmanagerin bei migrare – Zentrum für Migrant:innen OÖ, wo sie sich auf Migration, Diversität und Teilhabe konzentriert.
Dalia Ahmed ist Musikjournalistin, Radiomoderatorin, Kuratorin und DJ aus Wien. Seit 2015 ist sie beim ORF Sender Radio FM4 tätig. In ihrer DJ-Sendung „Dalia’s Late Night Lemonade“ präsentiert sie seit 2017 neue Releases aus den internationalen und österreichischen Underground-Club-Welten. Als freie Journalistin schreibt sie Rezensionen und Texte für diverse Magazine (u. a. The Gap, Missy Magazine). Dalia Ahmed ist auch als freie Kuratorin für Musik- und Kulturprogramme tätig, u. a. als Teil des Kurationsteams des „Österreichischen Museums für Schwarze Unterhaltung und Black Music“ im Rahmen der Wiener Festwochen im Belvedere 21 (2022), Co-Kuratorin des Popfests am Wiener Karlsplatz (2022), Kuration des Musikprogramms vom Civa Medienkunstfestival (2020), Electric Spring (2019). Jurytätigkeit bei u. a. Stadt Wien MA 7 (Förderung von Stadtteilkultur und Interkulturalität), Wirtschaftsagentur Wien (Kreativwirtschaft Projekt & Clubkultur), International Music Journalism Award, Question Me & Answer („On Stage“).
Andrea Lumplecker arbeitet an den Schnittstellen einer künstlerischen und kuratorischen Praxis, mit einem Interesse am Miteinander-lernen (learning-with). Sie ist zusammen mit Yasmina Haddad Teil des Kollektivs und Offspaces school, den die beiden seit 2011 in Wien zusammen führen. Seit 2021 leitet Andrea die Klasse für Alle an der Universität für angewandte Kunst Wien, mit dem Ziel, den Zugang zur Kunstuniversität für ein diverses Publikum zu öffnen. Intersektionalität steht im Mittelpunkt, und so verbinden sich (queer-)feministische Theorie, dekoloniales Handeln und ökologische Intervention (compost care) über Begehren, kinship und Empathie zu einer künstlerischen Praxis.